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Samstag, 30. Januar 2016

Die Minen von Potosí

Nachdem uns die direkte Rückreise von Sucre nach Cochabamba abgeschreckt hat, war unser nächster Reiseabschnitt schnell und spontan entschlossen - Potosí. Potosí liegt 3 h Busfahrt (60 km Luftlinie) von Sucre entfernt. Diesmal waren wir am Nachmittag unterwegs und konnten die beeindruckende Landschaft genießen. Jetzt weiß ich endlich wie das Altiplano (Hochebene) wirklich aussieht - zum Teil kilometerweite Ebenen wie im Marchfeld nur auf mehr als 3.500 m Seehöhe.



Die Anden in ihrer vollen Pracht



Beeindruckend riesig: Hochland im Altiplano auf über 3.500m Seehöhe




Warten auf den Bus, irgendwo im Nirgendwo


Wir wollten euch den Anblick von der wundervollen Landschaft nicht entgehen lassen, darum haben hier ein kleines Video von der Fahrt für euch. Bitte um Entschuldigung, dass es relativ verwackelt ist, das Fahrwerk des Busses war definitiv aus dem vorigen Jahrtausend und der Fahrer hatte es eilig mit uns. ;)







Potosí liegt am Cerro Rico und war aufgrund des Silbervorkommens im 17. Jahrhundert eine der größten und reichsten Städte der Welt. Die Stadt ist geprägt von schönen Kolonialbauten aus der Zeit des Spanischen Reichs.  Derzeit leben ca. 145.000 Einwohner in Potosí, ca. 15.000 Menschen davon arbeiten noch immer im Berg. Die Arbeitsbedingungen sind extrem schlecht und kaum zu glauben, kann man aber bei einer geführten Tour durch die Minen mit den eigenen Augen sehen.



Blick auf den cerro rico von der Dachterrasse unseres Hostels




Unser sehr gemütliches Hostel


Das wollten wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Also ab in eines der vielen Agenturen und eine vierstündige Tour durch die Minen mit allem drum herum gebucht. Wir mussten sogar unterschreiben, dass wir einwilligen dass der Veranstalter keine Verantwortung für "Verletzungen jeglicher Art sowie für den Tod des Teilnehmers" übernehmen kann.

Danach sind wir durchs wunderschöne nächtliche Potosí spaziert und haben uns ein nettes Restaurant als Stärkung vor dem großen Tag gesucht. Ich habe zum ersten Mal in meinem Leben ein totes Lama gegessen und ich kanns nur empfehlen, sehr gut!



 Potosí bei Nacht mit dem obligatorischem Plaza als Stadtzentrum





Pup auf 4.600m Seehöhe



Nächtlicher Blick auf den Cerro Rico von unserer Dachterasse



Am nächsten Tag um 08:45 Uhr wurden wir abgeholt (trotz bolivianischer Zeitrechnung sind wir um 08:50 Uhr im Bus gesessen). Gemeinsam mit uns haben an diesem Vormittag 15 andere Touristen die Tour gemacht, von Austria über Australien, USA, Dänemark, Wales und natürlich Deutschland war alles dabei.

Erster Programmpunkt: Einkleiden. Jeder von uns hat Hose, Jacke, Helm mit Lampe und Batteriegürtel und Gummistiefel bekommen. Unglaublich aber war: Sie hatten Schuhgröße 50. Ein bissl zu groß aber immerhin, besser als zu klein. Die nächst Kleineren waren 44.




In voller Montur bereit für den Berg


So komplett ausgerüstet gings weiter zum mercado minero (Bergarbeitermarkt) zum Einkaufen. Dazu müssen wir kurz etwas erklären. Der Cerro Rico (reicher Berg) um den sich in Potosí alles dreht, gehört, soweit ich das verstanden habe, den mineros (Bergarbeitern).

Es gibt vom Staat ziemlich wenig Förderungen, Pensionen, Mindestlöhne, Krankenversicherung oder sonst etwas. Das bedeutet die mineros müssen sich sämtliche Arbeitsmittel wie Werkzeug, Erzwaagen, Gleise, Schutzausrüstung (angeblich gibt es Gasmasken für die driller, die die Löcher für das Dynamit bohren, wir haben aber keine gesehen) sowie das Dynamit, selbst kaufen.

Da bietet sich es an, dass Touristen beim Besuch der Mienen und der Bergleute quasi als Gastgeschenk solche "Arbeitsmittel" mitbringen. Da Dynamit, Cocablätter und Alkohol leichter zu tragen sind als Gleise und Erzwagen, haben wir uns dafür entschieden. ;)

Da es in den Mienen ziemlich staubig zugeht und "normales" Essen nicht denkbar ist, ernähren sich die Mineros während der Arbeitszeit (diese kann bis zu 24h! pro Tag betragen) ausschließlich von gezuckerten Limonaden, 96% Alkohol und Cocablättern. Der Alkohol benebelt und die Cocablätter wirken aktivierend und machen das schwere Arbeiten in der Höhe, ohne viel Luft, und in der Hitze erträglicher.



96%iger Alkohol, Cocablätter und Dynamit, los geht's!

Um jetzt hier nicht das Vorurteil zu verbreiten die mineros wären alle Alkoholiker, muss das ein wenig erklärt werden. Der Alkohol hat auch eine sehr wichtige rituelle Funktion. Beim (puren) Trinken des Alkohols wird immer der Stöpsel angefüllt dann wird ca. die Hälfte auf den Boden geschüttet, um den Beistand und das Wohlwollen von pachamama (Mutter Erde) zu erbitten. Erst wenn alle Wünsche und Bitte ausgesprochen sind wird der Rest getrunken. Innerhalb der Minen dient das Ritual um die Gnade des tio herbei zu rufen, des Teufels der Miene (innerhalb der Minen gibt es keinen Gott, so die Theorie der mineros). Aber dazu später mehr.


Potosí ist dafür bekannt dass es hier weltweit den wahrscheinlich einzigen Markt gibt, wo jedermann jederzeit legal Dynamit (soviel er will) kaufen dann. Und das noch dazu ziemlich günstig. 20 Bolivianos (ca. 3 Euro) bezahlt man für eine Stange Dynamit,  Zündschnur und Ammonium Nitrat (braucht man für die Zündung, Details bitte beim Chemiker eures Vertrauens erfragen).



Dynamit, Zündschnur und Ammonium Nitrat am Markt von Potosí kaufen




Unser Guide erklärt die Verwertung vom gewonnenen Erz




Silverpulver aus den Verwertungsanlage (80% Silber)


Dieses Silberpulver auf unseren Händen wird genauso in die Industriestaaten, hauptsächlich nach Europa und in die USA exportiert. Bolivien selbst hat kein Geld, um sich die teuren Schmelzanlagen und Hochöfen zu leisten, um hochreines Silber, Zinn oder Zink zu produzieren. Das bedeutet einerseits bekommt das Land relativ wenig für den Export des 80%igen Metallpulvers, muss aber andererseits wieder sehr viel für den Import der "fertigen" Rohstoffe Silber, Zinn und Zink zahlen.



Letzter Blick auf Potosí bevor es in die Minen geht




Einer der mehreren hundert Eingänge in den Berg


Und weil wir so frisch und motiviert dreingeschaut haben, durften ich und ein Kollege aus Australien gleich den beiden vorbeikommenden mineros helfen und ihren leeren (400 kg schweren, voll wiegen die Dinger 2.000 kg) Erzwagen zurück in die Minen schieben.


bei der Arbeit




in den wenigsten Teilen der Mine kann man so Aufrecht gehen, mit über 1,80m fast gar nie


Innerhalb des Berges gibt es etliche hundert Minen mit unterschiedlichen Gängen, Abkürzungen und Abbaugebieten. Jede Mine wird von unterschiedlichen Truppen bearbeitet. Die Mehrheit (70%) der 15.000 mineros sind einfache Bergleute oft nur in kleinen Gruppen, Wort wörtlich, auf eigene Faust mit Hammer und Meißl. Nur diejenigen die in sogenannten collectivos organisiert sind (30%) arbeiten in größeren Tuppen und können sich Luftdruckhammer und bessere Geräte leisten, müssen aber einen Teil des Gewinns an die collectivos abgeben.

Jede Mine hat eine eigene Kapelle innerhalb des Berges, und auch mindestens einen tio (Onkel).



tio


Der tio ist eine von den Bergleuten gebaute Skulptur in der Mine. Die mineros bitten den tio mit Opfergaben in Form von Zigaretten, Alkohol und Cocablättern um reiche Ausbeute, Gesundheit und Verschonung des Lebens. Wenn man bedenkt, dass hier in Potosí im Durchschnitt 14 mineros pro Monat in den Minen ihr Leben verlieren, erklärt sich dieser Opferkult wohl von selbst.

Wer genau hinsieht bemerkt den übergroßen Fallus des tio. Auch diesem wird rituell gehuldigt. Die Fähigkeit Nachwuchs zu produzieren war den mineros schon immer eine wichtige Angelegenheit. Die meisten mineros leiden an der sogenannten Staublunge und können, aufgrund der schwierigen Arbeitsbedingungen oft nur bis 40 oder 45 Jahre arbeiten.  Die Lebenserwartung der Bergleute in Potosí beträgt aktuell unter 50 Jahre. Da die finanzielle und medizinische Versorgung vom Staat sehr schlecht ist, liegt es an den Nachkommen sich um die Familie zu kümmern.

Nichts desto trotz war es eine sehr interessante und lehrreich Tour für uns. Die Guides und Bergleute die wir getroffen haben waren alle sehr freundlich und dankbar für unsere Geschenke. Um einen besseren Eindruck von "drinnen" zu bekommen gibts auch dazu ein kleines Video:





Anmerkungen Margret:

Diese Minen sind kein Ort um die Abenteuerlust und den Spaß von Touristen zu befriedigen, sondern sie sind die Arbeitsplätze von tausenden Männern und auch Kindern, die sich täglich unter gefährlichen Bedingungen ihr Geld zum Leben/Überleben sichern und dort auch regelmäßig mit dem Tod konfrontiert werden. Kinderarbeit ist normalerweise in Bolivien nicht erlaubt, aber in den Minen wird darüber hinweg gesehen. Aus diesem Grund habe ich mir auch sehr lange überlegt, ob ich in die Minen gehen möchte. 
Die verschiedensten Rituale und Traditionen mit Bitten an Sicherheit in den Minen sind daher für mich gut nachvollziehbar. Den Alkohol, so habe ich es verstanden, trinken sie am ersten und letzten Freitag im Monat an den Orten, an denen die Statuen der tios stehen, um einerseits für Sicherheit, Reichtum und Gesundheit für das neue Monat zu bitten bzw. am Ende des Monats dafür zu danken. Wie Christian vorhin schon geschrieben hat, sterben durch die Arbeit in den Minen im Durchschnitt 14 mineros pro Monat, durchschnittlich davon 4 bei Unfällen und 10 durch die Berufskrankheit "Staublunge". Die Luft in den Minen ist extrem stickig, staubig und durch die Sprengungen entstehen verschiedenste Chemikalien, auch Asbest ist in den Minen heimisch.
Die Frage ist auch, wie lange der Berg noch Silber, Erz, etc. hergibt. Irgendwann wird alles ausgeschöpft sein und dann wird die Stadt wahrscheinlich aussterben, weil es sonst in Potosí wenig alternative Arbeitsplätze gibt.


LG aus Bolivien und bis bald!








Mittwoch, 27. Januar 2016

Wochenendtrip Sucre und Tarabuco

Unser erster großer Ausflug und unsere erste Begegnung mit bolivianischen Reisebussen.

Soviel sei vorweg verraten, der Durchschnittsbolivianer ist 1,65m groß. Entsprechend sind auch die Verkehrsmittel dimensioniert.

Aber alles der Reihe nach. Letzte Woche Freitag war in Bolivien Feiertag, sprich für uns arbeitsfrei. Das haben wir genutzt um gleich am Donnerstag Abend um 21:00 Uhr in einen flota (Fernreisebus) nach Sucre zu hüpfen.

Prinzipiell wird bei Reisebussen in 3 Kategorien unterteilt: Normal (Viehtransport), Semi-Cama (ein bisschen Bett) und Cama (ganz Bett), so zumindest die Theorie.

Nichtsahnend haben wir uns für Semi-Cama für die 348km in 8h nach Sucre entschieden. Ticket kaufen, zum Ausgang XY gehen, warten, Ticket herzeigen, Einsteigen, Sitzplatz suchen. Busfahren ist in Bolivien sowie in ganz Südamerika sehr populär und wird fast wie am Flughafen abgewickelt. Inklusive Terminal, Sitzplatznummer, Gepäcksabgabe, Ausgangsnummer, Rampennummer, ect.

Soweit hat alles Bestens funktioniert, nur mit den Zuständen bolivianischer Straßen haben wir so nicht gerechnet. Am Besten kann man sich das vorstellen wie wenn ein zweistöckiger Reisebus im Frühjahr nach einem langem Regen auf einem Feldweg im Weinviertel in 2h 1.000 Höhenmeter zurücklegt.

Kurz gesagt ich war um ca einen halben Meter zu groß um wirklich schlafen zu können, und Fahrweise und Straßenzustand haben meinen Gemütszustand nicht unbedingt verbessert. Maggy hat relativ gut geschlafen.

Es waren dann doch 10h nach denen wir in Sucre angekommen sind. Glücklicherweise haben wir gleich einen gemütlichen Hotelinnenhof zum Frühstücken gefunden:



Verdientes Luxusfrühstück nach 10h Busfahrt

Dann gleich ins total gemütliche, ruhige, enstpannende Hostel, (vielen Dank Birgit und Stefan für die super Empfehlung) heiß duschen und Schlaf nachholen.

Falls es wer nicht wissen sollte, Sucre ist konstitutionelle Hauptstadt von Bolivien und hier ist der oberste Gerichtshof angesiedelt. Die wunderschöne Altstadt mit den etlichen weiß gestrichenen Prachtbauten der Kolonialzeit ist seit 1991 UNESCO Weltkulturerbe.
Ausserdem bildet "die schönste Stadt Boliviens" so etwas wie den Stolz und das geschichtliche Gehirn Boliviens. Die Casa de la Libertad ist das Zentrum dieses Gehirns. Es beherbergt die erste Universität Boliviens (1624 von den Jesuiten gegründet), hier wurde auch die Unabhängigkeitserklärung unterzeichnet, und im Museum werden sämtliche historischen Dokumente Boliviens aufbewahrt.

Zeitgleich mit uns war auch Evo (el Presidente) in Sucre. Anlässlich des Feiertags wurde eine Live Fernsehansprache des Präsidenten aus dem Obersten Gerichtshof übertragen, erkennbar am Satelliten-Uplink am Gehsteig vorm Obersten Gerichtshof.
Die Ansprache lief auf allen Fernsehgeräten von Sucre während unseres Stadtbummels. Leider haben wir nicht viel verstanden.

Und noch etwas Neues haben wir kennen gelernt: den Lieblingsvolkssport der Bolivianer im Fasching - Wildfremde (am Liebsten Touristen und junge Mädls) mit Wasserbomben (mit Wasser befüllte Luftballons) abschießen. Bei einem gewöhnlichen Stadtbummel, speziell im Park, hat man eigentlich keine Chance den fliegenden Wasserbomben zu entkommen. Sie werden aus vorbeifahrenden Autos, Bussen sowie von Balkonen und aus Hauseinfahrten geworfen. Inzwischen haben wir uns schon darauf eingestellt. Meistens reicht ein böser Blick um dem vermeidlichen Täter zu zeigen, man hat durchschaut was hier gespielt wird. Dann ist meistens der ganze Reiz daran vergangen. Wutausbrüche (haben wir bei anderen Touristen beobachtet) verursachen oft das Gegenteil. An heißen Tagen ist das übrigens eine nette Abkühlung.







Satelliten-Uplink für die Präsidentenansprache



Dekorative Ampel




Innenhof vom Casa de la Libertad



Kathedrale von Sucre





Parkanlagen



Park vorm Teatro Gran Mariscal 



überall zu finden: Orangensaftverkäufer



Village People auf Bolivianisch



Kloster La Recoleta mit traumhaftem ...



... Blick über Sucre





Nach zwei angenehmen Tagen in Sucre sind wir am Sonntag zum berühmten Markt der indigenen Webkunst nach Tarabuco gefahren. Ein sehr nettes kleines Nest ca 2 Busstunden von Sucre entfernt. Hier gibts jeden Sonntag den größten Markt für handgefertige Tücher, Decken, Pullover, Taschen, Hauben, Schuhe, usw. Sehr farbenfroh und beeindruckend.







Mit dem MICRO zurück nach Sucre


Am Sonntag Abend sind wir dann weiter mit dem Bus 3h nach Potosí zu einem nächsten Höhepunkt, dem legendären Silberbergwerk auf über 4.000m Seehöhe. Aber dafür brauchen wir einen eigenen Blogeintrag ;)



Dienstag, 26. Januar 2016

Bolivianisches Spa und Volunteers Party

 Hallo Allerseits.

Unser Spanisch wir immer Besser und wir trauen uns schon immer weiter weg von unserem inzwischen doch schon sehr heimatlich gewordenem Cochabamba.


Letzte Woche sind wir mit einem Sammeltaxi oder Collectivo oder einfach nur TRUFI eine halbe Stunde Richtung Westen nach Quillacollo, [kijakoja] oder so ähnlich, gefahren. Wie am folgenden Bild zu sehen ist, war das TRUFI mit 19 Personen wieder einmal gut gefüllt, unser Rekord liegt bei 21 Personen plus Hund.



19 Personen im TRUFI Richtung heiße Quellen, kuschelig aber es waren noch 2 Plätze frei



Irgendwann war die Straße dann zu Ende wegen einen Erdrutsches vor einiger Zeit, und wir mussten zu Fuß weiter gehen.




Ende der Straße - weiter gehts a pie




Wunderschöne Gegend rund um Quillacollo


Nach ca. einer halben Stunde (laut Maggy 15min) bergauf gehen hatten wir unser lang ersehntes Ziel endlich erreicht: Die mehr oder weniger berühmten heißen Quellen von Liriuni.







 Rutschend in die warmen Fluten


Dass dieser Ort wohl weniger Touristen sieht war uns nach dem Ausflug genau so klar wie, dass das Wort SPA nicht überall auf der Welt für sauberes und wohlriechendes Wasser stehen muss.
Immerhin war es warm und wir hatten unseren Spaß beim Rutschen und Plaudern mit den Kindern. Ausserdem haben wir gelernt wie sich wohl ein dunkelhäutiger Mensch in einem Freibad im Weinviertel fühlen muss.


Am Abend nach dem Badeausflug wurden wir von unseren Vollunteerskollegen zu einer Party mitgenommen. Die Organisation, die die meisten unserer Kollegen zu PH (Proyecto Horizonte) vermittelt, hat eingeladen die bolivianische Kultur kennen zu lernen. 

Es war ein sehr lustiger Abend, wir wurden herzlich begrüßt und reich beschenkt. Es gab bolivianische Strickhauben, Armbänder, bolivianisches Essen und Trinkspiele für alle.
Wir haben Infos über die einzelnen Regionen Boliviens gehört und gesehen sowie bolivianische Musik und bolivianische Tänze. 

Mein neuer Favorit: Chicha


Chicha: süßes wässriges Maisbier, wird traditionellerweise aus Kokosnuss-Schalen getrunken (Quelle: google)

Wenn dir jemand bei einer Party mit Chicha zuprostet muss du als nächster Trinken. Dazu wird vom Vorgänger mit der Kokosnussschale (3 oder 2 s?) aus dem Topf geschöpft, dann die Schale kunstvoll am Rand des Topfes abgetropft und dem nächsten übergeben. Der darf dann trinken, wobei die letzten Tropfen immer pachamama (Mutter Erde) geopfert werden müssen, und auf den Boden geschüttet werden. Laut den Cochabambinos die günstigste Art lustig zu werden (und es funtioniert).


Zu Essen wurde uns ein Mix aus den typischen Gerichten serviert. Queso de oveja (Schafskäse), papas (Erdäpfel), maíz (Kukuruz) und anticucho (am Spieß gegrilltes Rinderherz).

Natürlich gibts gschickterweise zum Chicha auch ein passendes Trinkspiel:


Bolivianische Barspiel mit Chicha


Im Prinzip spielen 2 Teams gegeneinander, der Reihe nach muss man aufspringen, möglichst schnell die Schale Chicha trinken, sich die Schale auf den Kopf setzen, einmal um die eigene Achse drehen und sich wieder hinhockerln. Wenn man mit dem Kinn den Tisch wieder berührt ist der nächste dran. Das Team das schneller fertig ist hat gewonnen. Ja wir hatten einen lustigen Abend. ;)

Bis zum nächsten Mal!



Dienstag, 19. Januar 2016

Neuigkeiten aus Bolivien

Hallo liebe Leser und Leserinnen unseres Blogs!


























Inzwischen haben wir uns hier schon gut eingelebt, unser Spanisch wird von Tag zu Tag besser und im Warten und Geduld haben sind wir jetzt schon ziemliche Profis. 
Die wichtigsten Einkaufsmöglichkeiten finden wir rund um unser Haus. Das sind kleine Geschäftslokale, manche schauen aus wie zu Geschäften umfunktionierte Garagen, und jeder bietet unterschiedlichstes an: Panderia Pim-Pan, Obst und Gemüse, nur Eier, alles von der Marke Pil (Wasser, Milch, Joghurt), Schreibwaren, "Putzsachen" für den Haushalt und den Körper, ... Einerseits ist es sehr praktisch und neben dem Markt in der Stadt die günstigste Art einzukaufen. Letztens haben wir für unseren Obst- und Gemüseeinkauf (Äpfel, Bananen, Mango, 0,5 kg Kartoffeln, Karotten, 0,5 kg Tomaten, 0,5 kg Fisolen) insgesamt 23 bs bezahlt (ca. 3 €). Für 10 Blätter dickes Papier haben wir 3 bs ausgegeben (ca. 0,40 €)
Heute habe ich es endlich geschafft, den Müll den wir seit unserer Ankunft horten, weil wir das System noch nicht durchschaut hatten, los zu werden. 3x die Woche um ca. 6:30 in der Früh fährt die Müllabfuhr mit Glockengeläute durch unser Viertel. Dann zieht man sich so schnell wie möglich an, packt seinen Müll und läuft vom 3. Stock hinunter inklusive Aufsperren des Vorhängeschlosses beim Gartenzaun und gibt den Müll ab. Die Müllsäcke im Vorhinein schon an den Ecken abzulegen, ist zumindest an unserer Ecke nicht üblich. Ich glaube, damit die freilaufenden Hunden die Säcke nicht aufbeißen und sie nach Essensreste durchsuchen. Der Müll der zwischendurch entsteht, wird von den Einheimischen großteils liegen gelassen oder aus den Fenstern der Autos geworfen.

Mittlerweile haben wir unsere Arbeitszeiten im Projekt festgelegt. Wir werden 3 Tage pro Woche arbeiten und die restliche Woche Zeit haben Bolivien zu erkunden.
Für die Kinder im Ferienprogramm bieten wir Computerkurse an, in denen sie die Grundlagen von Word, Excel, Power Point, etc. erlernen sollen. Das erfordert sehr viel Geduld und noch mehr Geduld. :-) Die Kinder sind auf unterschiedlichsten Levels, manche wissen zum Teil gar nichts mit einer Maus oder Tastatur anzufangen (wobei, wenn es darum geht Spiele zu öffnen, haben sie keine Berührungsängste mehr mit der Maus) und andere sind ganz geschickt im Umgang mit dem PC. Sie sind alle sehr, sehr quirlig und aufgedreht und sobald man sich mehr auf ein anderes Kind konzentriert und unterstützt, stellen die anderen schon wieder irgendwas an (am Computer vom Nachbarn etwas verändern, Spiele spielen, ...). Also Hut ab vor allen Lehrern!!! 


























Computerraum von Proyecto Horizonte


Nachmittags biete ich Physiotherapie für die Kinder aus dem Fußballverein und inzwischen auch schon für Interessierte aus der Gemeinde an. Christian wurde zum physiotherapeutischen Assistenten ernannt und unterstützt mich bei den Check-up's der Fußballkinder, in denen wir ihre Beweglichkeit, Kraft, Koordination und Schnelligkeit testen. Ein paar Kinder und Mädels aus der Damenmannschaft haben wir schon für regelmäßige Therapien gewinnen können, um an ihren bestehenden Schmerzen und Beschwerden zu arbeiten. 


























Physiotherapieraum


An zwei unserer drei Arbeitstage ist abends das Fußballtraining, bei dem wir zum Teil zuschauen und die Termine mit den Kindern ausmachen und uns mit den Trainern und dem Präsidenten des Vereins absprechen.
Freitags abends sollten die Proben der Band stattfinden, bei denen Christian dabei ist und mit ihnen gemeinsam die Aufnahmen macht. Die Betonung liegt dabei auf "sollten" - von 3 Probeterminen seit unserer Ankunft hat bisher nur eine stattgefunden und Christian hat 2x umsonst auf die Band gewartet (inkl. 2h TRUFI An- und Abreise).

Am Sonntag hat ein großes Fest zur Gründung des Fußballvereins mit Spielen der drei Mannschaften stattgefunden. Für mich ist es immer wieder beeindruckend unter welchen Bedingungen die Kinder und Jugendlichen professionell spielen - maximal 1/3 der Kinder und Jugendlichen besitzt richtige Fußballschuhe und der Tormann spielt ohne Handschuhe (in Österreich bei einem offiziellen Spiel wahrscheinlich unvorstellbar). Also falls jemand Fußballschuhe für Kinder, Mädels und Jugendliche und Handschuhe für den Tormann abzugeben hat, sagt Bescheid!




Die ersten Zuschauer sind schon da.



Noch kurz den Platz vom Müll befreien.



Ansprache des Präsidenten des Fußballverbands bei der Ehrentribüne




Zuschauertribüne




Die ungebetenen Gäste verscheuchen ...




Die erste Partie spielen die Pequeños (U14).








Als nächstes die Mädls ...



 ... und gewinnen.



Alle Zuschauer sind begeistert




 Für Verpflegung ist gesorgt



Sopa de Mani




Gelatina



Sogar einen eigenen Physiotherapie Stand gibt es.




Die letzte Partie des Tages spielen die "Jovenes" (U17)


Tor!!



Gestern haben wir unseren ersten Wanderung in Bolivien gemacht. Wir sind von Sipe Sipe (ca. 1 h mit den Trufis von Cochabamba entfernt, auf 2.450 m) 2 Stunden steil bergauf zu den Ruinen Inca Racay gewandert. Die Ruinen liegen laut dem angestellten Arbeiter auf ca. 3.000 m. Die Aussicht war traumhaft auf das Tal, in dem Cochabamba liegt. Die umliegenden Gipfel waren leider in Wolken gehüllt. Der Weg war gut beschildert und die Ruinen gut erhalten. Außer uns haben wir nur zwei andere Wanderer gesehen. Mit dem Wetter hatten wir Glück. Rundherum konnten wir beobachten wie es regnete und uns erwischte der Regen erst als wir fast wieder im Ort waren.



Aufstieg (die Luft ist schon sehr dünn auf knapp 3.000m)




Ausblick aufs Cochabambatal





Das höchste erhaltene Mauereck von Inca Racay




Traumhafter Blick auf Cochabamba und die Regenfront




Liebe Grüße und bis zum nächsten Mal!!