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Mittwoch, 18. Mai 2016

Kinderanimation mit Clara Luna im Erdbebengebiet

Aus aktuellem Anlass sind wir letztes Wochenende gemeinsam mit den anderen Volunteers von Clara Luna und der Chefin Paola in den Norden der Provinz Manabí gefahren, wo das Erdbeben vom 16. April dieses Jahres seine Spuren hinterlassen hat. Dort haben wir die Notunterkünfte und Zeltlager besucht, in denen die Menschen untergekommen sind, deren Häuser zerstört sind.

Schon am Weg dorthin und in Portoviejo der Provinzhauptstadt sind die deutlichen Spuren des Erdbebens nicht zu übersehen. In der Stadt selbst direkt nicht so sehr wie am Land, wo die Häuser viel einfacher und nicht so stabil gebaut sind.



Schäden am Einkaufszentrum in Portoviejo


Eingestürzte Halle in Portoviejo


Unsere erste Station am Freitag, nach fünfstündiger Anreise mit öffentlichen Bussen und zweimal umsteigen, war ein vom Militär aufgebautes Zeltlager im Fußballstadion von Rocafuerte. Das Lager ist sehr gut organisiert. Es gibt Versorgungszelte mit Großküchen vom UNHCR Hilfswerk und schätzungsweiße 30 Zelte für 30 Familien. Neben den Sanitäranlagen vom Stadtion gibts es sogar WLAN. Das Problem ist nur, es gibt nichts zu tun. Nicht für die Erwachsenen weil das Geld für den Wiederaufbau fehlt. Und auch nicht für die Kinder, weil die Schulen bis auf Weiteres in der ganzen Region geschlossen wurden. Und genau aus diesem Grund waren wird dort.


Provisorische Gemeinschaftsküche im Zeltlager


Lea mit der entzückenden "Mia"


Die große Bücherkiste wurde schon sehnsüchtig erwartet und somit haben wir gleich mit dem gemeinsamen Lesen bzw. Vorlesen von Büchern angefangen. Zuerst jeder für sich alleine, dann gemeinsam in der Gruppe und zum Schluss wurde von Lea und Charlotte jeweils ein Buch vorgelesen. Dann haben wir passend zu dem Buch El Pez Arcoiris (Der Regenbogenfisch) ein Plakat mit dem Regenbogenfisch mit den bunten Fingerabdrücken der Kinder gemeinsam bunt "bemalt", als Erinnerung für unseren Besuch. Der Höhepunkt zum Schluss unseres Besuchs war die Vorführung unseres Theaterstücks Caperucita Roja (Rotkäppchen). Maggy spielt die Mutter von Rotkäppchen und ich hab die Rolle vom Lobo Feroz (bösen Wolf) bekommen. Die Kinder fanden den immer recht lustig, ich weiß nicht ob wegen meinem schlechten Spanisch oder der komischen Stimme. Auf jeden Fall hatten wir dabei alle immer recht viel Spaß, obwohl die ganze Sache nicht sehr professionell aufgezogen war. Dafür dass wir nur ein oder zweimal geprobt haben, haben wir uns recht tapfer geschlagen.

Fleißig am Vorlesen


Kinderbuchniveau geht schon ganz gut


Charlotte und Lea ganz im Element


Auch die Kameras sind sehr interessant





Mitch beim Vorlesen


Zum Abschluss dürfen alle einen Fingerabdruck hergeben


Das große Final: Caperucita Roja (Rotkäppchen)


Unser zweiter Besuch an diesem Tag führte uns weiter nördlich nach Tosaqua. Dort wurden wir von Christian und seinem Team, von einer anderen Hilfsorganisation, in deren Büro, ein kleiner Gemeindesaal, der auch gleichzeitig unser Schlafsaal war, herzlich empfangen. Dort haben unser gesamtes "Partyequipment" auf einen uralten Ford Truck umgeladen, auf dessen Ladefläche wir zu fünfzehnt gleich weiter zu unserem nächsten Einsatzort gefahren sind.

Kinderbetreuung mal anders: Der Sohn unseres Fahrers schläft seelenruhig im Tuk-Tuk neben uns. Ich musste ihn einmal wieder auf die Bank setzen weil er runtergerutscht ist,
er hats nicht mitbekommen ;)


Ungefähr 5% der Häuser von Tosaguas sind beim Erdbeben eingestützt, so wie dieses hier, schräg gegenüber unseres Schlafplatzes


Auf der Ladefläche gehts zum nächsten Spielort


Entlang des Weges gibts immer wieder zerstörte Häuser


In der Nähe von Tosaqua haben wir einen kleinen Ort mitten in der Wildnis besucht, wo schon über 60 Kinder mit freudigen Augen auf uns gewartet haben. Das einzige Problem war, dass wir leider unsere Bücherkiste in Rocafuerte vergessen haben und somit zwei Stunden auf das Auto warten mussten bis die Bücher da waren. Die Zwischenzeit haben die Mädls mit Gemeinschaftsspielen mit den Kinder verbracht, während Mitch und ich uns um die Installation eines Wasserfilters am einzigen Wassertank vor Ort gekümmert haben. Gerry, ein gitarrespielender Pensionär aus den USA, liefert diese Wasserfilter im Rahmen von Entwicklungshilfe gratis aus den Vereinigten Staaten mit dem Ziel "ein Wasserfilter für jede Familie in Ecuador". Die Trinkwassersituation war auch schon vor dem Erdbeben in weiten Teilen Ecuadors ziemlich schlecht und hat sich jetzt natürlich noch mehr verschärft. Mit der Bücherkiste, unserem Theaterstück und dem abschließenden Verteilen von Malvorlagen und Buntstiften für die Kinder konnten wir auch hier für fröhlich lachende Kinderaugen sorgen.


Tunnelball während wir auf die Bücherkiste warten, rechts hinten im Bild den Regenwassertank haben wir mit einem Trinkwasserfilter ausgerüstet


Nach dem Abendessen und ein paar gemütlichen Bieren beim Kartenspielen, haben wir unser Nachtlager auf dem harten kalten Fliesenboden aufgeschlagen und ja es war genau so unbequem wie es klingt.


Nach einem anstrengenden Tag


Nicht ganz so bequemer Schlafplatz


Nach dem Frühstück gings mit unserem Partytruck auch schon wieder los, 40 Minuten entlang riesiger Krabbenfarmen zu unserem ersten Stopp an diesem Tag. Bei unserer Ankunft war gerade ein großer Auflauf im Dorfzentrum, das im Grunde aus einem 3x3m Wellblech, welches auf vier Bambusstangen liegt, besteht. Der Grund: das Militär war hier mit zwei LKWs und der Ausgabe der wöchentlichen Ration an Lebensmitteln. Diesen Auflauf haben wir gleich genutzt um unsere Show abzuliefern. An diesem Tag hatten unsere Begleiter von der anderen Hilfsorganisation sogar zwei Mickey Mouse Walking Charakter Kostüme dabei - die Kinder waren sehr begeistert.


40 Minuten Fahrt zum nächsten Ort


Das Militär liefert Nahrungsmittel


Die Neulinge werden genau inspiziert


Mickey Mouse begeistert die Kinder


Devin beim Vorlesen


"Donde viven los Monstruos" ("Wo leben die Monster") ist immer ein Renner


Anfängliche Skepsis über die von uns gebrachten Buntstifte


Unser zweiter und letzter Stopp war in einer sehr kleinen "Community", wo kurzerhand die teilweise eingestürzte evangelische Kirsche umfunktioniert wurde und wir neben dem Altar unser Puppentheater aufgebaut haben. Um so mehr freuten sich die Leute über die überraschende Abwechslung unseres Besuchs und über die Wasserfilter, die wir gebracht hatten. Einer der Erwachsenen sagte mir (ich musste für Gerry übersetzten weil Paola und die besser Spanisch sprechenden Mädls gerade mit Vorlesen beschäftig waren), dass er so glücklich und dankbar ist, weil bis jetzt keine Hilfsorganisation die vorbeigekommen ist, auch wirklich stehen geblieben ist und geholfen hat. 

Weiter gehts entlang von riesigen Krabbenfarmen ...


... auf der Ladefläche ...


... unseres uralten Trucks ...


... zu unserem nächsten Stopp.


Große Freude über den neuen Trinkwasserfilter


Manche Kinder haben noch nie Bücher in der Hand gehalten.


Mitch und Lea beim Vorlesen


Lobo Feroz (der böse Wolf) kurz vorm Fressen von Caperucia Roja (Rotkäppchen)


Abschiedsfoto 


Das Team


Nach der Rückkunft im Basislager in Tosaqua gab es noch einen fröhlichen Abschied von den Mitarbeitern der dortigen Organisation rund um Christian bevor wir uns wieder auf die Busreise nach Hause machten. Auch dieses Wochenende geht es wieder los. Diesmal für drei Tage weiter nach Norden, wo das Erdbeben noch mehr zerstört hat.




Heute Mittwoch waren zwei starke Nachbeben in Ecuador welche wir auch hier in Puerto López gespürt haben. Das erste war um 3 Uhr in der Nacht, von dem ich allerdings nicht viel mitbekommen haben. Das zweite viel stärkere war ziemlich genau zu Mittag, als ich gerade mit Maria unserer Spanischlehrerin auf der Terrasse unseres Hauses irreguläre Verben in der Vergangenheit geübt habe. Aus heiterem Himmel hat plötzlich das ganze (dreistöckige) Haus gewackelt, sodass ich geglaubt hätte, dass gleich irgendwas runterkommt. Wir sind alle auf die Straße hinaus gerannt, aber nach zwei Minuten war der ganze Spuk auch schon wieder vorbei. Hier bei uns ist zum Glück niemandem etwas passiert und wir sind alle wohlauf.

Trotzdem wurde in der ganzen Region eine Warnung vor weiteren Nachbeben ausgesprochen und alle Schulen bis Montag geschlossen. Unseren Trip am Wochenende nach Norden werden wir trotzdem machen.

Liebe Grüße und bis bald! ;)



Sonntag, 8. Mai 2016

Finally Ecuador !! Unser neues Projekt Clara Luna in Puerto Lopez

Wir sind jetzt eine Woche hier in Puerto López in Ecuador, einem wunderschönen kleinen Fischerdorf direkt am Strand, und haben uns schon sehr gut eingelebt. Hier in unserem Haus, in dem sich gleichzeitig das Projekt Clara Luna wo wir arbeiten befindet, wurden wir sehr freundlich von den anderen Volunteers, die auch hier wohnen, begrüßt. 

Im ersten Stock unseres Hauses befindet sich neben unserem Zimmer eine große Küche (endlich wieder selber kochen), ein riesiges Wohnzimmer, sowie eine Terrasse, wo die Englisch Kurse mit den zirka 6- bis 15-jährigen Kindern stattfinden. Insgesamt gibts 8 Gruppen mit unterschiedlichen Levels die von den Volunteers unterrichtet werden. Zwei Mal die Woche gibt es dann noch einen Club de Niños (Kinderclub) und einen Club de Lectura (Leseclub), wo die Kinder vorbeikommen zum Lesen bzw. für andere Aktivitäten die gerade so anstehen (am Freitag haben wir mit ihnen Muttertagskarten gebastelt). Es gibt auch eine Leinwand und einen Beamer wo regelmäßig Filme geschaut werden.



Der zentral Treffpunkt in unserem Haus: die Hängematte


Das Wohnzimmer / die Bibliothek


Lesestunde mit den Kids


Beim Basteln im Club de Niños


Entspannen auf der Terrasse


Gemeinsam mit Mitch einem sympatischen Surfer aus Australien, der auch Physiotherapeut ist, macht Maggy täglich Hausbesuche um mit bedürftigen Menschen hier im Ort Physio zu machen. Die Patienten sind älteren Menschen und Kinder mit neurologischen Erkrankungen. 

Neben den Englischklassen welche von Dienstag bis Freitag stattfinden, habe ich mich ein bisschen als Hausmeister versucht und zum Beispiel die bis dahin sehr stark leckende Hauptwasserleitung (die Mauer im Erdgeschoss ist komplett feucht deswegen) erneuert und im Moment bin ich gerade dabei aus alten Holzpaletten Möbel und Bücherregale zu bauen. Außerdem wollen wir alle gemeinsam den derzeit ungenutzten ersten Stock etwas herrichten, um den Club de Niños und die Englischklassen künftig unten abhalten zu können. Wenn mal Zeit bleibt wäre auch der komplett überwucherte Garten   einmal zum Abholzen.



Mein erstes Werkstück soll mal ein Bücherregal werden


Als nächstes ist der Garten dran


Die Arbeit mit den Kindern an sich macht uns sehr viel Spaß. Die Kinder kommen freiwillig und haben wirklich Spaß hier. Wir waren überrascht wie begeistert sich alle auf die Bibliothek hier im Haus stürzen. Paola (die sehr sympathische Chefin hier) meinte, dass sie sonst überhaupt keinen Zugang zu Büchern und Bastelmaterialien haben. Generell gibts hier im Ort nicht sehr viel zu tun für die Kinder. Dazu kommt noch, dass derzeit noch immer alle Schulen aufgrund des tragischen Erdbebens vor einem knappen Monat geschlossen sind. Es gab zwar keine direkten Schäden hier in Puerto Lopez, aber die ganze Region ist derzeit irgendwie im Ausnahmezustand. Portoviejo und Manta, zirka zwei Busstunden nördlich, hat es ziemlich schlimm erwischt. Vielen Menschen leben in Camps weil ihre Häuser zerstört wurden. Manche sprechen davon, dass sie dort noch bis zu drei Jahre bleiben müssen.

Aus diesem tragischen Anlass gibts zur Zeit auch für uns noch außerplanmäßig mehr zu tun. So waren letzte Woche vier Volunteers für zwei Tage in der Region und haben die Kinder in den Camps besucht zum Lesen, Basteln und Theater spielen. Wir haben derweilen die Stellung gehalten und die Englisch Kurse (zwar ohne Kinder) und den Club de Niños gemacht. Nächste Woche werden wir für zwei Tag mitfahren und uns selbst von der Lage vor Ort ein Bild machen können.

Die Stadt Puerto López (eher ein Dorf) selbst ist sehr entspannt, wie man sich ein Fischerdorf vorstellt. Einmal pro Woche ist jeder Volunteer zur sogenannten turtle patrol (Schildkrötenpatrouille) eingeteilt. Um 06:00 Uhr in der Früh wird ein zirka zwei Kilometer lander Strandabschnitt rauf und runter spaziert, um vielleicht die riesigen (gefährdeten) Meeresschildkröten beim Eierlegen am Strand zu beobachten oder ein bereits gelegtes Nest zu finden. Falls man etwas derartiges beobachtet, wird das an die lokale Tierschutzorganisation gemeldet, welche sich dann um den Schutz des Nestes und der Tiere kümmert. Wir haben bis jetzt nur die "geretteten" Schildkröten in der Stadtion neben dem Strand gesehen und es ist zu dieser Jahreszeit auch eher unwahrscheinlich welche in freier Wildbahn am Strand zu sehen. Aber eine Bekannte von einer anderen Volontärin arbeitet bei der Tierschutzorganisation und sie meinte wir könnten mal mit ihnen mit dem Boot rausfahren zum Schnorcheln, wenn die Schildkröten gecheckt und markiert werden. ;-)



Strand von Puerto López



Am frühen Mogen (während unserer Patrouille) wird der frische Fang verladen


Die einzigen Schildkröten die wir bis jetzt gesehen haben waren in der Rettungsstation
(sind in Wirklichkeit viel großer als sie hier wirken - knapp 1m)


Heute Sonntag waren wir gemeinsam mit unseren beiden super sympathischen Volunteers Kolleginnen ;-) Lea aus Deutschland und Charlotte aus England in Montañita. Der berühmte Surfer Ort liegt eine knappe Busstunde südlich von Puerto López an einem wunderschönen langem Sandstrand mit super Wellen. Normalerweise tummeln sich hier viele Touristen die den Strand und die Wellen genießen. Zur Zeit ist es, sicher auch wegen dem Erdbeben, aber etwas ruhiger hier und somit hatten wir den Strand und die vielen Fetzengschäftln dahinter fast für uns alleine ;)



Strand von Monteñita


Unser Wachhund während dem Mittagessen am Strand


Morgen, am Tag der Vögel, gehts mit den Kindern in den Nationalpark zum Vögel beobachten!

Zum Abschluss noch eines unserer fast täglichen Rituale: Nach getaner Arbeit gehts an den Strand zum Sonnenuntergangschwimmen ;-)



Ein ganz normaler Abend in Puerto López


Liebe Grüße bis zum nächsten Mal!