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Samstag, 30. April 2016

Der dreitägige Santa Cruz Trek

Eines der Highlights unserer Peru Reise, worauf wir uns schon sehr gefreut hatten, war eine mehrtätige Wandertour mit Übernachtung im Zelt mitten in der Cordillera Blanca (weiße Kordillere - wegen der vielen Gletscher) in den peruanischen Anden. Im Gegensatz zu der Cordillera Blanca gibts die Cordillera Negra (schwarze Kordillere), diese liegt weiter westlich Richtung Pazifik und ist weitgehend schneefrei. Der berühmteste Trek dieser Art in der Umgebung von Huaraz ist der sogenannte Santa Cruz Trek.

Es hat uns schon eine gewisse Zeit gekostet sich durch die unzähligen Agenturen in Huaraz durchzufragen um eine passendes Angebot zu finden. Da wir gerade in der Nebensaison dort waren gab es "nur" zwei bis drei Starttermine für diese Woche. Weil wir aber einen relativ engen Zeitplan hatten und am 1. Mai in Ecuador sein müssen, war das eine wichtige Frage.

Am Montag 06:00 Uhr Früh war es dann soweit und wir wurden mit ein wenig Verspätung von unserem Hotel von einem Minibus abgeholt. Als der Bus dann immer mehr Teilnehmer von verschiedenen Hotels in Huaraz abholte, war uns relativ schnell klar, dass es doch mehr Teilnehmer werden als die versprochenen "maximal 10".  Zu vierzehnt machten wir uns dann auf den Weg zum Ausgangspunkt der Wanderung der anstatt den vorher angekündigten 3 Stunden dann doch 7 Stunden gedauert hat. Nach 3 Stunden Fahrzeit gab es eine Frühstückspause in einem kleinen Dorf am Weg. Mit den mehrheitlich jungen (unser Alter) und mehrheitlich europäischen Wanderkollegen kamen wir sehr schnell ins Gespräch, bei dem klar wurde, dass auch alle anderen teilweise ungenaue oder falsche Informationen über die Tour bekommen hatten. Unsere Gruppe war geteilt. Es gibt nämlich auch die Möglichkeit den Santa Cruz Trek in 4 Tagen zu bestreiten. Wie sich herausgestellt hat, war die Mehrheit im Bus für die viertägige Version angemeldet. Nach Rücksprache mit unserem Guide erfuhren wir, dass die Information die wir vorher bekommen hatten, wonach wir (die 3-tages Wanderer) für den Rückweg am dritten Tag einen eigenen Führer bekommen werden, falsch war. Wir würden uns allein auf den Rückweg machen müssen, aber das sei alles kein Problem.

Na gut, wie auch immer. Unser Weg führte uns vorbei an wunderschönen, magisch türkisen Lagunen, durch traumhaft schöne Landschaften und über beeindruckende Bergmassive. Nach mühsamen 7 Stunden Serpentinenstraßen über 4.000 m hohe Pässe haben wir dann endlich unseren Startpunkt in Yanama auf 3.350 m Seehöhe erreicht. 


Türkise Lagune am Weg zum Santa Cruz Trek


Blick von oben auf die Lagune und das Tal, rechts im Bild der Yanaphaqcha mit 5.460 m


Mühsame Anreise mit dem Minibus


Nach einer kurzen Mittagspause mit Box-Lunch (Jausensackerl) haben unser Koch und der Eseltreiber fleißig die Esel bepackt und dann ging es auch schon los. 14 Touristen, 1 Guide, 1 Koch, 1 Eseltreiber, 6 Esel und ein Pferd für den Rückweg. Nach unserer Ankunft nach 3 (bzw. 4) Tagen werden die Esel wieder "entladen" und innerhalb eines (!!) Tages vom Eseltreiber (diesmal auf dem Pferd) den selben Weg zurück hierher getrieben um mit den nächsten Touristen los zu marschieren.


Unsere Tragtiere warten auf ihren Einsatz


Wir haben beschlossen wenn wir Esel wären,
wäre Margret der ganz links ("Los gehts! Weiter! Langweilig! Ich will gehen")
und Christian wäre der ganz rechts ;)


Beladen der Esel


Der erste Tag war sehr entspannt. Es ging leicht bergauf und leicht bergab über saftige grüne Wiesen und Sumpfgebiete, quer durch wunderschöne Hochgebirgstäler. Nach nur drei anstatt der angekündigten 5-6 Stunden Wandern haben wir unsern Zeltplatz für die erste Nacht erreicht. Auf zirka 3.800 m sehr idyllisch an einem Fluss gelegen mit Blick auf einen Gletscher. Die Esel hatten uns auf dem Weg längst überholt, ich war sehr begeistert wie schnell sie trotz schwerem Gepäck den oft steilen steinigen Weg bezwungen haben. Als wir am Zeltplatz ankamen hat der Eseltreiber (wir wissen leider die Namen nicht) bereits mit dem Aufbau unserer Zelte angefangen, so dass wir nur mehr wenig helfen mussten und bald die Zweimannzelte beziehen konnten. Vom Koch wurden wir mit heißem Tee, Kaffe und Keksen verwöhnt.


Es geht los: Gegend rund um Yanama


Relativ bald wurden wir uns unseren Eseln überholt


Idyllische Landschaft am ersten Tag


Unser Zeltplatz für die erste Nach am Fluss


Am Abend wurden wir mit einem für ein Kochzelt sehr aufwendigen Abendessen überrascht. Es gab angenehm heiße Nudelgemüsesuppe und Putenschnitzel mit Reis, Kartoffeln und Gemüse. Alles sehr gut. Danach haben wir uns in der stockdunklen Nacht (ab 18:00 Uhr ist es stock finster) unter einem wunderschönen Sternenhimmel in mehrere Schlafsäcke eingewickelt, weil es in dieser Höhe schon sehr frisch wird in der Nacht.


Einer unserer fleißigen Helfer


Zeltplatz am Fluss und Margret beim flirten


Auch ein Esel-Selfie muss sein


Am nächsten Tag war um 06:00 Uhr früh Tagwache, 06:30 Frühstück und während die Esel noch beladen wurden sind wir um 07:00 Uhr schon losmarschiert. Der zweite Tag wurde uns als schwierigster angekündigt. Von unserem Schlafplatz auf zirka 3.800 m Seehöhe ging es hinauf auf den Punta Union Pass mit 4.750 m Seehöhe der höchste Punkt den wir auf diesem Trek erreichen werden. Zuerst ging es gemütlich über saftige Wiesen und massive Steinstufen vorbei an unzähligen Lagunen, leicht bergauf. Bis wir nach zirka 2 Stunden eine massive Felswand erreichten, die es zu erklimmen galt. 


Beeindruckende Landschaft mit unzähligen Lagunen


Da rauf gehts - Der kleine Spalt unterhalb der kleinen Wolke ist Punto Union


Nach 3:20h anstatt der angekündigten 5-6h sind wir oben am Pass angekommen und wurden von entgegenkommenden Wanderern mit ihrem Begleitschutz in Form von 3 Hunden herzlich begrüßt. Der Blick von oben über das Tal ist einzigartig. Vier schneebedeckte 6.000er mit massiven Gletschern und ein endlos scheinendes Tal mit saftigen grünen Wiesen und mehreren kitschig türkisen Lagunen.


Blick von oben zurück


Freundliche Begrüßung am ...


... Punto Union ...


Mit einer beeindruckenden Aussicht auf den Tawllirahu (recht im Bild abgeschnitten) und der kitschigen Lagune unterhalb ...


... und auf das Santa Cruz Tal wo wir hinwollen


Einer der Berge ist äußerst bekannt und ich wette jeder von euch hat ihn schon einmal gesehen. Und zwar geht es um den Artesonraju. Der Artesonraju ist einer der zirka 50 schneebedeckten Gipfel der Cordillera Blanca mit um die 6.000m Höhe.



Artesonraju: (links im Bild, schneebedeckt) - Irgendwem bekannt?


Artesonraju (rechts im Bild) von der anderen Seite aus einem Seitental - Jetzt bekannt ?


Vielleicht jetzt ?


Besser bekannt ist der Artesonraju als der Paramount Berg. Im Jahre 1987 wurde der Berg vom Künstler Dario Campanile anlässlich des 75-jährigen Jubiläums als neues Logo der Filmproduktionsgesellschaft Paramount Pictures gezeichnet. Darum hat wahrscheinlich jeder der schon einmal im Kino war diesen Berg schon bewundert. Da es sich um ein Bild handelt ist es schwer die exakt selbe Perspektive zu finden. Auch hat der Berg als wir dort waren um einiges weniger Schnee als im Paramount Logo. Doch nach dem zweistündigen Abstieg vom Punta Union bis zu unserem Zeltplatz, dem Bau der Zelte und einem erfrischend angenehmen Bad im eiskalten Fluss, sind wir zwei noch gemeinsam mit der sehr netten und sympathischen Deutschen Chrissy in ein Seitental gewandert um den Berg in seiner markanten, bekannten Form zu bewundern.


Bild vom Artesonraju - Besser bekannt als der Paramount Berg


Nach unserer Rückkehr gab es wieder ein reichhaltiges Abendessen: Lomo Saltado, so etwas wie die peruanische Version des bolivianischen Pique Machu. Rindfleisch mit Gemüse, Kartoffeln und Reis. Zum Glück gab es kein Mehrschweinchen, dass wir uns bis jetzt noch immer nicht getraut haben zu probieren ;).
Unser Schlafplatz für die zweite Nacht lag auf zirka 4.200m Seehöhe, also noch ein bisschen kälter in der Nacht als am Vortag. Diesmal hab auch ich meinen zweiten Schlafsack ausgepackt, trotz ungemütlicher Enge (die Dinger sind entgegen aller Angaben nur für Menschen bis 1,50 m gebaut).


Unser Schlafplatz für die zweite Nach am Fuße vom Artesonraju, Alpamayo (im Bild) und des Tawllirahu im Santa Cruz Tal


Am dritten Tag mussten wir uns relativ bald nach dem Abmarsch vom Rest der Gruppe verabschieden. Für die 4-tages Gruppe ging es jetzt rauf zu dem Aussichtspunkt, wo wir schon am Vortag waren und weiter zu einer Lagune. Wir zwei haben uns gemeinsam mit drei Mädls aus Dänemark und Norwegen an den Abstieg entlang des Santa Cruz Tals nach Cashapampa gemacht.



Kurz vor dem Aufbruch, alles bereit zum Beladen der Esel


Vom Führer bekamen wir noch ein paar Tipps anhand seiner Wanderkarte vom Österreichischen Alpenverein (sein Onkel arbeitet in Innsbruck und in Peru gibt es kein gutes Kartenmaterial). Er sagt die Karten vom ÖAV sind die besten für Wanderungen in Peru. (Wir sind sehr stolz auf den #oeav).

Von da an ging es leicht bergab entlang eines glasklaren Flusses der durch den Zufluss von unzähligen Gletscherbächen und Wasserfällen von den schneebedeckten Gipfeln links und rechts des Tals immer größer wird. Laut Karte geht der Weg vorbei an zwei Lagunen, von denen es allerdings nur mehr eine gibt. Die andere wurde beim letzten großen Erdbeben, bei dem große Teile der umliegenden Berge heruntergekommen sind, verschüttet.


Vorbei an der einen verbliebenen Lagune ...


... entlang des Santa Cruz Tals ...


... mit beeindruckender Landschaft ...


... gehts zurück in die Zivilisation nach Cashapampa


Nach 7 Stunden wandern haben wir um 14:00 Uhr das Ende des Santa Cruz Treks in Cashapampa erreicht. Von dort aus ging mit einem schon zufällig wartenden Collectivo nach Caraz, wo wir umsteigen mussten in einen größeren Minibus zurück nach Huaraz. Die Kosten für den Rücktransport von Cashapama mussten wir vorerst selbst tragen, haben das Geld aber nach Beschwerde in der Agentur zurück bekommen.


Beeindruckende Größenverhältnisse in der Cordillera Negra


Blick auf Caraz


Am Abend haben wir dann noch unsere großen Rucksäcke aus dem Hostel geholt, wo wir nach 3 Tagen zum ersten Mal auch wieder Duschen und ein Klo benutzen konnten. Nach einem gemütlichen Abendessen ging es mit dem Nachtbus nach Trujillo von wo aus wir uns mit mehreren Bussen weiter  bis an den Strand nach Máncora durchgekämpft haben. Hier genießen wir gerade unsere letzten Tage in Peru bevor es am 1. Mai weiter geht nach Ecuador zu unserem neuen Projekt in Puerto Lopez. Wir sind sehr gespannt!


Ein ungefährer Plan unserer Route am Santa Cruz Trek