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Samstag, 16. April 2016

Machu Picchu

Ein Highlight und Fixpunkt jeder Perureise ist Machu Picchu. Bevor wir in Cusco ankamen, war uns die nicht so einfache Anreise nach Aguas Caliente, das inzwischen offiziell Machu Picchu Pueblo heißt, nicht bewusst. Nachdem keine Straßen, dafür aber Zuggleise in den Ort führen, bieten sich nur zwei Möglichkeiten an dorthin zu gelangen: zu Fuß oder mit dem Zug. Die Zugfahrt ist mehr als doppelt so teuer (hin und retour ab 80 US$) wie der Eintritt zum Machu Pichu und stellte für uns keine Möglichkeit dar. Zu Fuß kann man über mehrtägige Wanderungen am bekannten Inka-Trail, der inzwischen sehr teuer und überlaufen ist, oder andere mehrtägige oder eintägige Wanderungen nach Aguas Calientes gelangen. Wir entschieden uns für eine zweitägige Tour mit Anreise per Bus (7 Stunden) von Cusco nach Hidroeléctrica. Das ist eigentlich nur ein Wasserkraftwerk am Fluss mitten im Nirgendwo. Interessant nur deshalb weil die neue (vor ca 5 Jahren gebaute "Straße" hier endet und man ab hier nur noch mit dem Zug bzw. zu Fuß weiter kann). Entlang der Zuggleise kommt man nach einer zweieinhalb stündigen Wanderung nach Aguas Calientes. Erschöpft kamen wir am Abend in der Touristenhochburg Aguas Calientes, das uns wegen der Anzahl an Hotelburgen und Restaurants sehr an österreichische Schiorte erinnerte, an.

Fahrt nach Hidroeléctrica auf der "neuen Straße" durch den Dschungel


Gewisse Teile der Strecke würde man in Österreich nicht mit einem 7,5 Tonnen Sprinter überqueren


Schöne Aussicht auf den Rio Urubamba


Ankunft in Hidroeléctrica, ab hier gehts zu Fuß weiter


Eine Abkürzung


Entlang der Schienen durch das Urubambatal


Eine Reisegruppe war schnell gefunden


"Durch den Tunnel gehen verboten" ... naja wo sonst?


Hauptplatz des extrem touristischen Aguas Calientes alias "Machu Picchu Pueblo"



Eines der hunderten Hotels und Hostals war unseres


Gott sei Dank haben wir bereits bei unserer Buchung in Cusco den Namen unseres Hostels erfahren und mussten daher nicht lange suchen. Eine andere Reisende aus unserem Bus, die über die selbe Agentur gebucht hatte, hat diese Information nicht bekommen und checkte mit uns im selben Hostel ein und erfuhr Stunden später von ihrem Guide für den nächsten Tag das es das falsche Hostel ist.
An der Rezeption unseres Hostels erfuhren wir, dass unser Guide für die Machu Picchu Tour am nächsten Tag innerhalb von einer Stunde eintreffen sollte, um mit uns den Ablauf zu besprechen. Das Warten verbrachten wie mit einer Schweizerin, einer Niederländerin und einer Australierin bei der Pisco Sour Happy Hour in unserem Hostel. Aus einer Stunde Warten wurden wieder einmal mehrere Stunden. Und nach ein paar Pisco Sour war es für unseren Guide, als er dann endluch kam, leicht uns davon zu überzeugen am nächsten Tag in der Früh den Bus hinauf zu nehmen, statt unseres eigentlich geplanten Aufstieg zu Fuß um 4:30 Uhr.


Also trafen wir uns am nächsten Tag um 5:30 Uhr mit dem Guide und unserer Gruppe am Hauptplatz und genoßen danach die bequeme Fahrt mit dem Bus hinauf zu den Toren von Machu Picchu. Nachträglich gesehen war es nicht die schlechteste Entscheidung glaube ich, denn als wir um ca. 6:30 Uhr oben ankamen waren wir bei weitem nicht die Einzigen. Geschätzte 300 Menschen waren vor uns beim Eingang angestellt. Die strenge Kontrolle von Reisepass und namentlichem Ticket verging allerdings recht schnell und nach einer halben Stunde fanden wir uns beim Pförtnerhaus mit dem berühmten Postkartenblick auf Machu Picchu zur Einführung mit unserem Guide wieder.

Warten am Eingang von Machu Picchu


Geschafft: der berühmte Postkartenausblick vom Pförtnerhaus


Unser sehr bemühter und freundlicher Guide klärte uns gleich zu Beginn über zwei Irrtümer auf. Erstens Machu Picchu heißt nicht die Stadt, sondern es ist der Name des benachbarten Berges (quechua: Machu = alter, Picchu = Berg). Wie die Stadt selber hieß ist heute unbekannt. Und zweitens: in Südamerika leben keine Indianer oder Indios. Die Andenbewohner heißen offiziell Andinos.

Die Tour führte uns eineinhalb Stunden (zwischen gefühlten 4000 Touristen, ich bezeichne uns selbst gern als Reisende ;) ) durch die berühmte Stadt der Inkas die erst relativ spät, um 1450 auf Befehl vom berühmten 9. Inka Pachacútec erbaut wurde. Unser Führer erzählte uns, dass die eigentlich sehr kleine Stadt (es lebten nur maximal 400 Menschen hier) aus einem speziellen Grund erbaut wurde. Demnach war Machu Picchu ein Zentrum der Wissenschaft, Forschung und spirituellen Weiterbildung. Die weisesten Inka und auserwählte Philosophen und Denker aus dem ganzen Reich kamen hier her um Sonne, Mond und Sterne zu beobachten und über das Leben nach zu denken.


Blick auf den Hauptplatz mit dem Wayna Picchu im Hintergrund


Machu Picchu war also keine gewöhnliche Stadt, es war mehr ein spiritueller Ort der nur den weisen und mächtigen zugänglich war. Davon zeugen diverse Funde wie eine Sonnenuhr, der Tempel des Kondor, Wasserspiegeln und der Sonnentempel (wo aufgrund astronomischer Beobachtungen Entscheidungen über Landwirtschaft, Bergbau und alle anderen wichtigen Dinge des Lebens getroffen wurden).

 Der Sonnentempel hat drei Fenster in spezielle Himmelsrichtungen. Dreimal im Jahr fällt durch sie das Licht der Sonne auf einen Stein im Inneren. Die Inka konnten dadurch unter anderem Zeitpunkte für die Aussaat und Ernte bestimmen.


Die Inka Sonnenuhr. Die 4 Kanten des Sockels zeigen exakt nach Norden, Süden, Osten und Westen. Außerdem steht der Stein in der Mitte in einem Winkel von exakt 13° in den Himmel. Machu Picchu liegt auf dem 13. Breitengrad. Das bedeute zur Sonnenwende um 12 Uhr Mittag produziert dieser Stein keinen Schatten.


Der 3-Fenster-Tempel. Sehr beeindruckend hier wie genau die Steinmetze gearbeitet haben.


Die berühmten Terrassen welche die komplette Anlage umgeben, wurden als landwirtschaftliche Flächen für den Anbau von Nahrungsmittel für die Versorgung der Stadt genutzt. Die hier in der Umgebung nicht vorkommende sehr fruchtbare Erde der Terrassen wurde eigens dafür weit her aus dem Amazonasgebiet herangeschafft. Die berühmten (heute noch funktionsfähigen) Aquädukte und Wasserleitungen aus Stein wurden nur für die Versorgung der Häuser benutzt. Aufgrund des Wissens der Inka über Meteorologie und Astronomie sowie die äußerst komplex und funktionell gebauten Terrassen kam die Landwirtschaft ganz ohne Bewässerung aus.


Das ausgefeilte Wasserversorgungssystem funktioniert noch heute. Es leitet genügend Trinkwasser für 400 Bewohner von zwei Trinkwasserquellen des benachbarten Machu Picchu Berg direkt in die Häuser.


Eines der großen Geheimnisse von Machu Picchu liegt verborgen in den Fundamenten der Stadt. Man schätzt, dass 60% aller Bauwerke nicht sichtbar unterhalb der Erdoberfläche liegen und für die Stabilität der Stadt und der Terrassen sorgen. Aus diesem Grund hat die Stadt auch über 500 Jahre in einer Region, die für ihre regelmäßigen und starken Erdbeben bekannt ist, überlebt. Das letzte massive Erdbeben erlebte die Region erst 2007, von dem man noch heute überall in Peru eingestürzte Gebäude sehen kann.



Blick von der anderen Seite auf die mächtigen Terrassen und das Pförtnerhaus ganz oben.
Die Stadt war zwar lange Zeit vergessen, aber die Häuser ganz links unten waren angeblich bewohnt als Machu Picchu wiederentdeckt war.


Die Stadt liegt auf einem Bergsattel zwischen dem bereits erwähnten Machu Picchu und dem Wayna Picchu (quechua für junger Berg). Vor einigen Jahren wurden die separaten Tickets für diese beiden Gipfel stark reglementiert. Auf den Wayna Picchu führt ein sehr steiler schmaler Pfad wo angeblich schon Touristen tödlich verunglückt sind. Es gibt jeweils nur 400 Tickets pro Tag für die Besteigung der Gipfel und man muss sich demnach schon bis zu vier Wochen vorher dafür anmelden. Da wir einerseits nur relativ wenig Zeit hatten weil wir um 11 Uhr schon wieder aufbrechen mussten um unseren Bus zu erwischen, und weil andererseits der Wayna Picchu Gipfel derzeit gesperrt war, haben wir unsere Zeit nach der Führung gemütlich auf einer der Terrassen mit wundervollem Ausblick auf die Ruinen und einer illegalen Jause verbracht.


gemütliche Jause


auch Rolf Rüdiger war dabei


Letzter Blick auf Machu Picchu mit einem halbtotem aber fressendem Lama



Seitdem die UNESCO den Staat Peru gewarnt hat den Ruinen den Status des Weltkulturerbes zu entziehen, wird nämlich jeder Schritt und Tritt der Touristen strengstens kontrolliert. Anscheinend wurden hier in der Vergangenheit von andinen Gruppen traditionelle Feste abgehalten. Von Bolivien wissen wir, dass nach solchen Ritualen oft ziemlich viel Dreck hinterlassen wird. Auch viele Touristen tragen nicht dazu bei, dass ein Ort vor Sauberkeit glänzt. Demnach können wir die Reaktion der UNESCO gut nachvollziehen. Wir haben natürlich keinerlei Mist hinterlassen und uns um ca. 11 Uhr gestärkt auf den Rückweg gemacht. Den Fußweg zurück nach Aquas Calientes, der zu 90% aus steilen Steinstufen besteht haben wir im Laufschritt in 30 Minuten (hinauf braucht man sicher mindestens eineinhalb Stunden) hinter uns gebracht. Nach den bekannten zweieinhalb Stunden entlang der Gleise nach Hidroeléctrica sind wir wieder in den Bus gestiegen und die 7 Stunden zurück nach Cusco gefahren.

Abstieg zurück ins Urubambatal



Es gäbe so viel mehr interessante Details über diese beeindruckende Stätte zu erzählen, aber das wäre für diesen Blog viel zu lange. Wer mehr darüber wissen möchte - am Besten selbst herkommen und staunen. ;)

Unser wundervoller Jausen Ausblick: